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Orgonmedizin – Eine Einführung in die Praxis

1. Lebensenergiekonzepte

Traditionelle Lebensenergiekonzepte gehen weit in die menschliche Frühzeit zurück und sind uns unter anderem unter den Namen Chi, Prana, Od, oder Elan vital bekannt. Sie finden sich schon in den Schriften des Hippokrates; seine „Säftelehre“ ist als Beschreibung der Wandlungsformen einer Lebensenergie zu verstehen, bei der sich der Therapeut als Helfer einer selbstregulierten Kraft versteht. [1] .

Im Europa des 17. Jahrhunderts führte der deutsche Arzt Georg Ernst Stahl die Seele als ein nährendes und belebendes Prinzip des Organismus wieder in die Medizin ein. Theophile de Bordeu und Paul Joseph Bartez ordneten dieses Prinzip der Natur an Stelle der Seele zu und wurden so zu den Begründern des Vitalismus.

Im 18. Jahrhundert glaubten Forscher, die Lebenskraft in Elektrizität und Magnetismus gefunden zu haben – Luigi Galvani wurde zum Vertreter der „Elektrobiologie“. Umgekehrt wurde für Franz Anton Mesmer, der Magnetismus zum Anlass für die (Wieder-)entdeckung der Lebenskraft; er nannte sie „animalischer Magnetismus“.[4]

Im vorigen Jahrhundert war es vor allem der Arzt und Naturforscher Wilhelm Reich (1897 – 1957), der sich mit diesem Phänomen beschäftigte.[10,11,12,13] Am Berliner Wilhelm-Reich-Institut und dem Institut für Energetische Medizin sind seine Erkenntnisse über die universelle „Orgonenergie“ und die Orgontherapie in den letzten Jahren erweitert und in einen modernen Kontext gestellt worden. Damit schließt sich die Lücke, die sich zwischen der symptomorientierten, rein somatischen und der psychisch orientierten, rein mentalen Therapie auftut.

Von Dr. med. Heike Buhl

Erstveröffentlichung in der Zeitschrift Erfahrungsheilkunde 5/2004

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Heike Buhl

Die Orgonmedizin geht in hippokratischer Tradition davon aus, dass eine selbst regulierende, vitale Lebenskraft (gr. „pneuma“) an allen lebendigen Vorgängen beteiligt ist und die Grundlage von Gesundheit bildet. Diese wurde von Reich „Orgonenergie“ genannt; es handelt sich um eine ubiquitäre, subtile Energieform, die mit herkömmlichen Messinstrumenten nicht nachweisbar ist, deren Wirkungen jedoch subjektiv für jeden wahrnehmbar sind. Wissenschaftliche Experimente deuten darauf hin, dass es sich um eine Energie mit materiellen und physikalischen Wechselwirkungen handelt. Der Begriff Energie wird in der vorliegenden Abhandlung wieder im alt-griechischen Sinn verwendet, in dem er noch ein holistisches Spektrum von den physikalischen bis zu den subtilen Energien umfasste [2] .

Der Einsteinschüler David BOHM beschreibt, dass die (subatomaren) Energien verschiedene Grade von Feinheit haben. Nach ihm haben subtilere Manifestationen der Energie die Kraft, weniger subtile zu transformieren[5] : daraus ergibt sich ein Energieweg, wie ihn alte Hochkulturen kannten. Neu gegenüber den traditionellen Energiekonzepten ist in der Orgonmedizin der wissenschaftliche Zugang zu dem Phänomen Lebensenergie und die Art der Behandlung von Krankheiten.

Im natürlichen Zustand strömt und pulsiert die Orgonenergie ungehindert im Organismus und erzeugt Gesundheit und Emotionalität. Doch dieses „innere Strömen“ ist störanfällig – äußere Einflüsse wie unbefriedigende Partnerschaft und Sexualität oder Stress am Arbeitsplatz – führen dazu, dass statt spontaner Gefühle Selbstbeherrschung ausgeübt wird: der primäre (emotionale) Impuls wird durch einen sekundären Gegenimpuls blockiert. Diese Gefühlskontrolle ist identisch mit chronifizierten Dauerspannungen im Muskel. Diese Blockaden, von Reich bildhaft als „Muskelpanzer“ beschrieben, unterbrechen den natürlichen Fluss der Lebenskraft.

Über Verschaltungen auf Rückenmarks- und Gehirnebene führen die Muskelanspannungen direkt zu einer Störung des Vegetativums und beeinträchtigen damit die Tätigkeit innerer Organe, Drüsen und Hormone – die Grundlage für somatische Erkrankungen.

Abb. 1: Verschaltungen des muskulären und vegetativen Systems[15]

2. Gesundheit und Krankheit

2.1. Pulsation – Grundlage von Gesundheit

Unser Organismus ist umgeben von einem pulsierenden orgonenergetischen Feld, das im antiken Griechenland als „Psyche“ (Hauchkörper) bezeichnet wurde[3] ; in ihm durchströmt die Orgonenergie den Körper und ist dort auch an Materie gebunden. Idealerweise ist die Energie im Organismus als Ganzem einheitlich verteilt, sowohl zwischen Innen und Außen als auch von Oben bis Unten.

Ihre Menge in unserem Körper verändert sich ständig: der Körper lädt sich durch Sonnenlicht, Atmung und Nahrung energetisch auf und entlädt sich z.B. in Bewegung, Gefühlsausdruck und Stoffwechselprozessen. Dies stellt eine energetische Pulsation dar, die der Grundfunktion alles Lebendigen entspricht: alles Lebendige pulsiert, nichts ist statisch. Die Pulsation der Orgonenergie drückt sich auf der materiellen Ebene des Organismus morphologisch fassbar in der Pulsation des vegetativen Nervensystems aus, der Schnittstelle zwischen Außen- und Innenwelt sowie zwischen Gefühlen und Organtätigkeit.

Mit seinen zwei Hauptästen, dem „Sympathikus“ und dem „Parasympathikus“, reguliert es die Funktion aller inneren Organe – je nach Tageszeit und äußeren Bedingungen stellt es den Körper in der Sympathikotonie eher auf Stress und Aktivität oder in der Parasympathikotonie eher auf Entspannung, Regeneration und Stärkung der Immunabwehr ein; es findet also eine ständige Pulsation zwischen diesen beiden Polen statt. Nur wenn das Vegetativum gut funktioniert, sind wir gesund – anders ausgedrückt, wird Gesundheit aus Sicht der Orgonmedizin nicht als Abwesenheit von Symptomen definiert, sondern als Fähigkeit des Lebewesens zur ungehinderten lebendigen, rhythmischen Pulsation zwischen den beiden vegetativen Zuständen.

Abb. 2: Pulsation

2.2. Biopathie

Entsprechend besteht eine Krankheitsdisposition bereits bei auch nur ansatzweiser Disharmonie der energetischen Verteilung, gleichbedeutend mit Beeinträchtigung der vegetativen Pulsation. Dieser Zustand, für den Reich den Begriff „Biopathie“ geprägt hat, ist eine „Erkrankung in Lauerstellung“: sie umfasst als zunächst rein funktionelle Störung den gesamten Organismus und ist Voraussetzung und Nährboden für fast alle körperlichen wie psychischen Erkrankungen, mit der Ausnahme von Unfällen oder Infektions- und Erbkrankheiten.

Das Modell der Biopathie als vegetativer Beeinträchtigung liefert erstmals ein grundlegendes Erklärungs- und Behandlungsmodell der funktionellen Störungen. In diesem Stadium ist trotz erheblicher körperlicher Beschwerden schulmedizinisch noch kein Befund zu erheben – so z.B. beim „Reizmagen“. Erst in fortgeschrittenem Stadium würde sich daraus eine auch morphologisch manifeste und damit schulmedizinisch diagnostizierbare Erkrankung, in diesem Fall das Magen- oder Duodenalulcus, entwickeln. Das Symptom ist in ganzheitlicher Sicht nur die Stelle, an der das Fass der energetischen und vegetativen Disharmonie – nach längerem Vorlauf! – zum Überlaufen kommt und hinter dem sich eine komplexe Störung des Gesamtorganismus versteckt.

Fallbeispiel:

Eine 23-jährige Patientin wird trotz heftiger rezidivierender Magenschmerzen nach der Magenspiegelung schulmedizinisch als „gesund“ diagnostiziert. Die körperliche und energetische Untersuchung ergibt einen erhöhten muskulären Grundtonus des gesamten Organismus sowie eine mittelgradige Atemeinschränkung bedingt durch Verspannungen im Zwerchfellbereich: diese muskulären Blockaden wirken reflektorisch auf die vegetative Regulation des Magens ein. Die Magenschmerzen verschwinden nach Ausdruck der in diesem Bereich festgehaltenen und unterdrückten Gefühle von Trauer und Wut.

Ziel der Orgonmedizin ist es, die dem Symptom zu Grunde liegende vegetativ-energetische Störung regulationsmedizinisch zu beheben, indem blockierte Energie zum Fließen gebracht wird, bei zuviel Energie abgeleitet und bei zuwenig Energie aufgebaut wird. Diese Behandlungsform zielt primär nicht auf die Ebene der Krankheitssymptome, sondern beeinflusst die diesen zu Grunde liegende Ebene der energetischen und plasmatischen Pulsationsvorgänge. Es wird nichts von außen in den Körper hineingegeben, sondern es werden ausschließlich die natürlichen Selbstregulationskräfte i.S. einer Salutogenese unterstützt.

2.3. Das Symptom als kompensatorische Entladung

Die Biopathie beginnt auf der vegetativen Ebene in unserer Zivilisation durch Verharren in chronischem Stress und Überreizung des Sympathikus: der Organismus bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor, das natürliche Abklingen des Erregungszustandes bleibt aus: der Körper verharrt in innerer Alarmbereitschaft und Reaktionsstarre („Notfallreaktion“ nach W. CANNON). Chronische Sympathikusüberfunktion geht einher mit muskulärer Verspannung und energetischer Verdichtung und Ladungserhöhung im Körperinneren, die vom Patienten als „ängstliches Getriebensein“ wahrgenommen werden kann.

Bei Überschreiten eines Grenzwertes kann sich überschüssige Energie bei Blockierung der gesunden Bahnen von einem Organ gebunden werden und sich dann kompensatorisch in Form eines Symptoms partiell entladen.

Auf der energetischen Ebene können wir Krankheit als einen „Ausbruchsversuch des Organismus aus der Starre“ interpretieren, als einen Versuch des Körpers, die chronisch eingeschränkte vegetative Pulsation doch noch bedingt aufrecht zu erhalten. Krankheiten wie Glaukom, Rückenschmerzen, Arthritis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen lassen sich durch überhöhte Sympathikusaktivität erklären: auf dem Boden chronischer Anspannung führt weiterer akuter Stress zu einer Art sympathikotonen Krise, die sich im Symptom ausdrückt.

Bei Krankheitsbildern wie Neurodermitis, Asthma, Migräne, Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn, die durch erhöhte parasympathische Aktivität erklärt werden, besteht zunächst auf den Gesamtorganismus bezogen auch eine chronische Sympathikotonie; bei zusätzlichen Stress kommt es dann aber am einzelnen Organ zu einem Umschlag ins andere Extrem, der chronischen Vagotonie: eine rudimentäre vegetative Pulsation wird aufrecht erhalten.

Der Ort der Dysregulation wird bei den genannten Erkrankungen durch energetische Ungleichgewichte zwischen verschiedenen Körperregionen bestimmt, die durch die chronischen muskulären Blockaden entstehen; so steht z.B. bei Asthma, Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck ein Energiestau im Brustbereich im Vordergrund, bei Migräne und Glaukom im Kopf- (insbes. Augen-) bereich, bei Magen- oder Duodenalulcus im Zwerchfellbereich.

Eine Klassifikation der Biopathien nach zunehmendem Schweregrad orientiert sich an der abnehmenden vegetativen Reaktionsbereitschaft des Organismus[8].

Abb. 3 Klassifikation von Erkrankungen

3. Orgonmedizin

3.1. Entwicklung der Methode

Wilhelm Reich, Schüler von Sigmund Freud, entwickelte die Vegetotherapie, später umbenannt in Orgontherapie, aus den Ansätzen der frühen Psychotherapie. Durch genaue Beobachtung entdeckte er, dass er über die Beeinflussung des Körpers das von Freud als heilendes Agens beschriebene emotionale Wiedererleben kindlicher Traumata schneller erreichen konnte als bei rein verbaler Therapie. Mittels vertiefter Atmung seitens des Patienten und – teilweise invasiver – körperlicher Manipulation des Körpers seitens des Behandlers wurden chronische muskuläre und bindegewebige Verspannungen aufgelöst, die in ihnen festgehaltenen unterdrückten Gefühle spürbar gemacht, deren Ausdruck unterstützt und damit die darin gebundene Energie wieder freigesetzt.

Diese Art der Therapie bildet die Urform fast aller heute weltweit verbreiteten Schulen der körperorientierten Psychotherapie, deren Begründer überwiegend Patienten oder Mitarbeiter Wilhelm Reichs waren (Bioenergetik, Biodynamik, Integrative Körpertherapie, Holotropes Atmen, Rebirthing, Gestalttherapie etc.). Viele moderne sog. „Neo-Reichianischen“ Therapieschulen blieben dem kathartischen Modell des „frühen Reich“ treu: wesentliches Ziel ihrer Behandlung ist es, Widerstände zu brechen, Gefühle auszudrücken und Energie zu entladen.

Am Berliner Wilhelm-Reich-Institut und dem Institut für Energetische Medizin wurde dieser energetisch orientierte Ansatz vertieft: der Therapeut arbeitet nun nicht mehr gegen den Widerstand an (Beseitigung muskulärer Blockaden), sondern stärkt das Gesunde, den Durchfluss von Orgonenergie im Körper, wodurch die Blockaden „von innen aufgeweicht“ werden.

Wichtiger als der kathartische Gefühlsausdruck ist die Stärkung der energetischen Pulsation – die Orgonmedizin hat ihren Focus nicht auf emotionaler und psychischer, sondern auf somato-morphologischer, funktioneller und energetischer Beeinflussung des Körpers; der vegetativen Pulsation wird dabei eine zentrale Rolle zugesprochen.

Je nach Grundstruktur kann ein Organismus zuviel, aber auch zuwenig Energie haben. Während z.B. bei Erkrankungen aus dem lymphatischen und leukämischen Formenkreis eine extrem erhöhte und zudem „eingekapselte“ Ladung im Körperkern vorliegt (Ungleichgewicht zwischen Innen und Außen), die unbedingt nach außen entladen werden muss, treffen wir bei zu Krebserkrankung neigenden v.a. älteren Patienten (über 50 Jahre) auf einen im Kernbereich unterladenen Organismus mit geringer Ladungshaltekapazität und herabgesetzter Energieproduktion. In diesem Fall muss durch spezielle Techniken die Ladungshaltekapazität des Organismus erhöht werden.

3.2. Orgonmedizin in der Praxis [6,9,14]

Die Diagnostik der Orgonmedizin benutzt keine Messgeräte, sondern beruht wesentlich auf Erfahrungswerten: Lautstärke der Stimme, Mimik, Gestik, Körperhaltung, Augenausdruck, Stärke des Händedrucks geben erste Hinweise auf Ladungsniveau und energetische Ausgangslage des Organismus.

Dazu kommen die Schilderungen des Patienten: fühlt er sich innerlich leer, leidet er unter Angstgefühlen usw.? Weitere Hinweise über Energieblockaden gibt der Ort der Erkrankung, bei Migräne liegt z.B. die Blockade im Kopf- und Nackenbereich, bei Magengeschwür im Zwerchfell und Bauchbereich. Verifiziert werden diese Annahmen durch die manuelle Untersuchung des Muskeltonus und des Bindegewebes und durch Beobachtung der Reaktionsweise des Patienten auf Vertiefung der Atmung.

Die Griechen nannten das menschliche Energiefeld psyché (psycho = hauchen, atmen). Beim entspannten und vertieften Atmen kann der Mensch den inneren energetischen Fluss spüren und regulieren; die Anregung der Atmung ist daher eine grundlegende Technik der Orgonmedizin. Der Atem ist ein psycho-somatisches Übergangsphänomen zwischen Orgonenergie und dem Vegetativum: zum einen ist die Kontrolle der spontanen Atmung der wirksamste Mechanismus zur Gefühlsbeherrschung, zum anderen wird die subtile Orgonenergie an den Atem gebunden in den Organismus aufgenommen.

Die Vertiefung der Atmung hat direkt anregende Wirkungen auf Zentren des vegetativen Nervensystems: bei Stress ist der Atem flach und gehalten, bei Entspannung tief und voll. Mit Anregung der Atmung steigt der pO2 im Blut und der pCO2 sinkt; Auswirkungen auf Herzfrequenz, Blutdruck und Hormonwerte wurden nachgewiesen[7] .

Zu Beginn der Therapie und nach Diagnostik des energetischen Zustandes des Patienten fordert der Arzt diesen auf, eine sog. „Stressposition“ einzunehmen, bei der möglichst viele Muskelgruppen angespannt werden, und dabei auf eine bestimmte Art tief zu atmen. Dadurch laden sich die Muskeln energetisch auf. Bei Verbleiben in der Stressposition entlädt sich die überschüssige Energie in den Muskeln nach einigen Minuten durch unwillkürliche Muskelzuckungen und Vibrationen, die das Gebiet neu beleben und muskuläre Blockaden auflösen; dabei können auch die ursprünglich unterdrückten Gefühle wieder spürbar werden (Katharsis).

Es findet also ein steter Wechsel von Ladung (Anspannung und Atmung) und Entladung (unwillkürliche muskuläre Bewegungen) statt. In der anschließenden Ruhephase wird die Energie sanft umverteilt; tiefe tranceartige Entspannungszustände werden erreicht.

Abb.4: Beispiel einer Stressposition: Rückenlage

Im ersten Therapieabschnitt stehen die Mobilisierung des Energieflusses zwischen Kern und Peripherie und die Erhöhung der Pulsationsamplitude im Vordergrund. Zwischen Kern und Peripherie bestehende energetische Entladungskanäle werden “ gereinigt“; aus den blockierten Muskeln wird Energie mobilisiert und im Körper verteilt. Der Wechsel von Ladung und Entladung entspricht einer direkten Stimulierung und Intensivierung der vegetativen Pulsation.

Während der zweiten Therapiephase stehen Kanalisierung und Lenkung des Energieflusses entlang der Körperachse durch Drücken von Trigger- und anderen Erfahrungspunkten, die Übergänge von energetischen in somatische Bereiche repräsentieren, im Vordergrund.

Es stellen sich Veränderungen in Amplitude, Frequenz und Intensität des Zitterns ein in Richtung weicher, autonomer Ganzkörperschwingungen und energetischer Pulsationswellen im gesamten Organismus (Pulsationsarbeit).

Abb.4: Beispiel einer Stressposition: Rückenlage

3.3. Indikationen

Als auf das gesamte Vegetativum wirkende Methode umfasst die Orgonmedizin ein weites Indikationsfeld, dessen Grenzen bisher noch nicht ausgelotet sind. Generell gilt: ein chronifizierter Prozess ist schwerer aufzulösen als ein vegetativ noch „lebendiger“; Motivation und Mitarbeit des Patienten wirken entscheidend auf Heilungsaussicht und -geschwindigkeit ein.

Bisher wurden u.a. folgende Erkrankungen von in Orgonmedizin ausgebildeten Ärzten erfolgreich behandelt (Dokumentationen liegen teilweise als Fallvignetten vor): chron. Schmerzzustände des Bewegungsapparates, insbes. der Wirbelsäule, Engwinkelglaukom, Tinnitus, chronische Sinusitis, Hypothyreose, essentielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit, chronische Bronchitis, Neurodermitis, Asthma bronchiale, Migräne, akute und chronische Gallenkoliken, Morbus Crohn, funktionelle Oberbauchbeschwerden, Magen- und Duodenalulcus, Ovarialzysten, endogene und reaktive Depression, Angstneurose, vegetative Dystonie, chronisch-lympahtische Leukämie, Non-Hodgkin-Lymphom, spezifische Krebsformen bei älteren und jüngeren Patienten.

Fallbeispiel:

Eine 45-jährige Patienten hat seit 20 Jahren wöchentlich auftretende Migräne leichter bis sehr schwerer Intensität, die sie mit Indometacin-Zäpfchen, Triptan-Tabletten und Metamizol-Tropfen behandelt. Sie klagt außerdem über starke Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Zusätzlich zu den Migränemitteln nimmt sie regelmäßig in geringer Dosierung Beta-Blocker und Benzodiazepine ein.

Bei der Patientin finden sich die für Migräne charakteristischen Verspannungen im Kinn-, Nacken- und Schulterbereich, dem Rücken und dem Becken. Energetische Blockaden in der Kehle führten bereits zu einer Schilddrüsen-Operation. Ausgeprägt sind bei ihr die typischen Schmerzpunkte an Schläfe und Hinterhaupt, die bei Migräne gedrückt werden können, um den Schmerz im akuten Anfall zu lindern.Durch sanfte Energiearbeit mit Druck auf Muskeln, Sehnen und Bindegewebe kann die Patientin sich gut entspannen.

Im Laufe der Therapie werden die den Verspannungen zugrunde liegenden „alten“ Gefühle von Wut, Ängstlichkeit und Hilflosigkeit aus der Kindheit deutlich. Sie in der geschützten therapeutischen Situation zum Ausdruck bringen zu dürfen, entlastet die Patientin sehr und löst die energetischen Blockaden auf.Fazit der orgonmedizinischen Behandlung: die Migräne lässt in Intensität und Frequenz nach 4-5 Behandlungen deutlich nach, die Patientin ist nach einigen Monaten Orgontherapie (Frequenz 2x monatlich) weitgehend migränefrei. Sie hat ein besseres Körpergefühl entwickelt, hat deutlich mehr Energie und einen guten Schlaf; sie kann besser mit Zeitdruck umgehen und kommt seltener in Stress. Beruflich und privat hat sie gelernt, sich besser abzugrenzen und sich selbst nicht mehr zu überfordern. Die depressiven Verstimmungen sind weitgehend verschwunden und sie nimmt keine Medikamente mehr ein.

4. Resümee

Die Orgonmedizin ist eine Art Basistherapeutikum, das unmittelbar am energetischen und vegetativen Haushalt des Patienten ansetzt: durch Beeinflussung des Organismus durch alle Ebenen hindurch, von Muskeln über Bindegewebe und vegetativem Nervensystem bis hin zur Ebene des Plasmasystems, ist sie eine effektive Behandlungsmöglichkeit.

Es wird ganz darauf verzichtet, etwas von außen in den Körper hinein zu geben; allein durch Lenkung vorhandener Energie im Körper wird die Selbstregulationskraft aktiviert und die dem Körper immanente Selbstheilung eingeleitet.

Das Ziel liegt im Erreichen eines neuen Gleichgewichts, einer neuen Befindlichkeit und Lebensqualität. In Zeiten immer aggressiverer apparativer und pharmakologischer Therapie erscheint der Ansatz einer Steigerung und Kanalisierung körpereigener Reparationsmechnismen als eine vielversprechende Alternative zu den etablierten Verfahren, die vom somatisch Machbaren zum ganzheitlich Sinnvollen führen könnte.

Literaturverzeichnis

  • 01) Berner-Hürbin, Annie: Hippokrates und die Heilenergie, Schwabe, Basel 1997
  • Berner-Hürbin, Annie: a.a.O., S. 26
  • Berner-Hürbin, Annie: a.a.O., S. 15
  • Bischof, Marco: Das innere und das äußere Licht, in „Wissenschaft vom Lebendigen“, S. 72 ff, Leutner, Berlin 1999.
  • Bohm, David: Wholeness and the Implicate Order, Ark Paperbacks London 1983.
  • Buhl, Heike: Lebensenergie-Medizin, Leutner, Berlin 2000.
  • Chopra,D.: Die heilende Kraft, Lübbe, Bergisch-Gladbach 1989, S. 195.
  • Dew , Robert A.: J. of Orgonomy, 2, No. 2, S.166
  • Lassek, Heiko: Orgontherapie. Scherz, Bern 1997.
  • Reich, Wilhelm: Die bio-elektrischen Untersuchungen von Sexualität und Angst, Nexus, Frankfurt 1984.
  • Reich, Wilhelm: Die Entdeckung des Orgons I: Die Funktion des Orgasmus. Fischer, Frankfurt a. M. 1981
  • Reich, Wilhelm: Die Entdeckung des Orgons II: Der Krebs. Fischer, Frankfurt a. M. 1981
  • Reich, Wilhelm: Charakteranalyse, Fischer, Frankfurt a. M. 1985
  • Runge, Wolfgang: Auswirkungen einer körperzentrierten Interventionstechnik. Diplomarbeit TU Berlin Fachber. 7, 1996.
  • 15) Schiffter, R.: Neurologie des vegetativen Systems. Springer, Berlin 1985, S. 21 (modifiziert nach Schliack 1973)